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Exposé Promotion

Exposé für eine Promotion schreiben

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Tobias Escherich
Aktualisiert am 
September 4, 2024
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Das Wichtigste in Kürze:

  • Ein Exposé wird vor Beginn einer Doktorarbeit verfasst und hat das Ziel, das Forschungsprojekt dem Betreuer und Stipendiengebern vorzustellen.
  • Inhaltlich gibt es einen üblichen Aufbau für ein Exposé, dabei wird zuerst analysiert, dass eine ungeklärte Forschungsfrage vorliegt, anschließend wird skizziert, wie diese Frage beantwortet werden soll.
  • Ein Exposé wird wie eine klassische wissenschaftliche Arbeit aufgebaut, es ist wichtig, diese Formalia einzuhalten, um zu zeigen, dass man wissenschaftlich arbeiten kann.

Was ist ein Exposé?

Das Exposé stellt eine Zusammenfassung des geplanten Promotionsprojektes dar. Das Exposé wird verfasst, bevor man sich der Promotion widmet. Das Ziel des Exposés besteht darin, zu überprüfen, dass das Thema für eine Doktorarbeit geeignet ist. Außerdem wird in dem Exposé dargelegt, wie der Doktorrand vorgehen möchte, also welche Forschungsfragen beantwortet werden sollten und wie vorgegangen werden soll. Adressat des Exposés sind der Betreuer der Doktorarbeit, Stipendiengeber und ausländische Universitäten, sofern Forschungsaufenthalte im Ausland geplant sind.

Welchen Inhalt hat ein Exposé?

Auch diesbezüglich gilt, dass viele Betreuer oder Stipendiengeber bezüglich des notwendigen Inhalts Vorgaben machen, sodass Ihr auch hier stets nach Informationen schauen solltet. Allgemein lassen sich die notwendigen Inhalte allerdings aus den Funktionen des Exposés ableiten.  

  1. Abstract/Executive Summary: An den Anfang kann man ein Abstract bzw. eine Executive Summary, also eine Kurzzusammenfassung, stellen. Ein Abstract ist in der Regel deutlich kürzer als ein Executive Summary und sollte nur etwa vier bis fünf Sätze umfassen. Hier bleibt also nur Platz, um die Forschungsfrage kurz zu erklären und ggf. die Vorgehensweise des Promotionsvorhabens anzureißen. Ein Executive Summary hingegen ist etwa eine halbe Seite lang, sodass hier auch eine kurze Einordnung in den Stand der Forschung erfolgen kann.  
  2. Kurze Darstellung des Themas: Das Exposé beginnt mit einer Darstellung des Themas: Zunächst sollte das Thema und die eigene Forschungsfrage dargestellt werden. Entscheiden ist, dass der Kern der Untersuchung und die Grobziele der Arbeit erläutert werden, wobei hier noch eine recht vereinfachte Darstellung ausreicht. Sofern es sich im konkreten Fall anbietet, kann es galant sein, die Darstellung anhand eines eingängigen Fallbeispiels vorzunehmen.
  3. Wissenschaftliche Relevanz: Außerdem sollte im ersten Abschnitt die wissenschaftliche Relevanz – und damit die bearbeitungs- und förderungswürdig des Themas – erläutert werden. Ziel des Abschnitts ist ein prägnanter Einstieg in das Exposé, der beim Leser Interesse für das Projekt und die Bereitschaft hervorruft, die Arbeit zu betreuen und/oder zu fördern.
  4. Stand der Forschung: Darauf folgt ein Abschnitt, der den Stand der Forschung dargestellt. Dies dient nicht zuletzt der Kontextualisierung des Forschungsprojekts und dazu, die Relevanz des Forschungsprojekts zu unterstreichen. Im ersten Schritt muss hierfür der aktuelle Forschungsstand dargestellt werden. Dabei gilt es zu erläutern, ob es bereits Untersuchungen zu dem Themenfeld gibt, wenn ja, welche Aspekte des Themas bereits untersucht wurden und welche Methoden dabei verwendet worden sind. Außerdem sollten die wichtigsten Kontroversen in der wissenschaftlichen Debatte dargestellt werden. Bei der Verfassung dieses Abschnitts solltet Ihr darauf achten, dass Ihr die wichtigsten Monographien und Paper auf dem Gebiet erwähnt.  
  5. Einordnung in den Forschungsstand: Anschließend muss das eigene Forschungsvorhaben in diesen wissenschaftlichen Kontext eingeordnet werden. Man sollte erläutern, inwieweit sich das Projekt an die existierende Literatur anfügt. Mit anderen Worten, welche Überschneidungen gibt es, wo grenzt sich die eigene Forschung ab (zum Beispiel, indem sie weiter geht als die bisherige Forschung). Für den fachlich versierten Leser soll erkennbar werden, welche Detailtiefe und Qualität die Überlegungen haben; für Leser, die sich auf dem Gebiet noch nicht auskennen, soll dieser Abschnitt eine Einführung sein.  
  6. Forschungsfragen des Forschungsprojekts: In diesem Abschnitt gilt es Hypothesen zu formulieren, eigene Annahmen und mögliche Ergebnisse darzustellen und das Thema noch präziser einzugrenzen. Dabei solltet Ihr Euch auf den wesentlichen Kern des Themas konzentrieren. Idealziel ist, dass eine oder mehrere konkrete, originelle und relevante Fragestellungen formuliert werden. Schließlich wird auch ein kleines Thema von bei der Bearbeitung schnell umfänglich und ein von Anfang an zu umfangreiches Thema bekommt man nur schwer wieder eingegrenzt.
  7. Methodik des Vorgehens: Weiter können hier die einzelnen Schritte, die auf dem Weg zur Beantwortung der Forschungsfrage nötig sind, näher erläutert werden. Dabei bietet es sich an, die einzelnen Forschungsfragen durchzugehen und aufzuzeigen, unter Verwendung welcher Methoden, diese beantwortet werden sollen und soweit möglich schon die Grundzüge der Bearbeitung erklären. Wichtig ist dabei allerdings, dass die einzelnen Bereiche nur kurz umrissen werden.  
  8. Zeit- bzw. Arbeitsplan: Insbesondere, wenn man sich für eine Stipendium bewirbt, wird häufig auch ein Zeit- bzw. Arbeitsplan gefordert. Der Zeitplan dient einer Einschätzung, ob das Thema in der vorgesehenen Zeit bearbeitet werden kann. Dabei ist bei vielen Stipendien zu bedenken, dass die maximale Dauer oft 24 Monate beträgt (Mindestförderzeitraum häufig 12 Monate). Allerdings solltet Ihr Euch hier stets konkret informieren und das Exposé entsprechend adjustieren. Es bietet sich an, die einzelnen Arbeitsschritte in Abschnitte von mindestens acht Wochen und höchstens vier Monaten aufzuteilen. Der Übersichtlichkeit halber bietet sich eine tabellarische Darstellung oder Liste an. Selbst wenn formal kein Exposé gefordert wird, empfiehlt sich ein Zeitplan, um sich eine Orientierungshilfe zu schaffen und sich selbst zu disziplinieren.
  9. Vorläufige Gliederung: Aus unserer Sicht ist eine vorläufige Gliederung bereits in diesem sehr frühen Stadium sinnvoll. Dabei ist es selbstverständlich, dass die Literatur noch nicht ausreichend ausgewertet und durchdrungen wurde. Der Versuch, eine vorläufige Gliederung zu erstellen, kann jedoch bei der Selbstvergewisserung hilfreich sein und zeigt mögliche Probleme in der Struktur auf, die dann gegebenenfalls gemeinsam mit dem Betreuter geklärt werden können
  10. Ausgewählte Literatur: Außerdem kann optional eine kurze, übersichtliche Literaturliste erstellt werden, die eine bibliographischen Auswertung enthält. Hier ist es üblich, wesentliche Monografien oder längere Aufsätze anzugeben. Anders als bei Seminararbeiten etc. müssen nicht alle in den Fußnoten genannten Quellen im Literaturverzeichnis auftauchen und umgekehrt.

Welche Funktion hat ein Exposé?

  • Leitfaden für die Promotion: Aus Sicht des Doktorranden dient das Exposé als Grundriss für das eigene Forschungsvorhaben. Dieser Prozess erfordert es, das gesamte Vorhaben zu durchdenken. Wobei es wichtig ist zu betonen, dass ein Exposé euch nicht bindet, es ist nicht so, dass im Anschluss der Aufbau, Methoden und Inhalt final festgelegt wären. Es gilt auch nicht jeden Schritt der Dissertation vorzuzeichnen oder ein starres Gerüst aufzustellen, wäre dies möglich, wäre das Thema wohl kaum promotionswürdig. Vielmehr ist das Ziel, einen vorläufigen Plan zu entwickeln, wie man das eigene Forschungsvorhaben bearbeiten möchte und dem Leser (und sich selbst) ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie die Dissertation Schlussendlich aussehen könnte.  
  • Konkretisierung des Themas: Die wichtigste Aufgabe des Exposés liegt darin, das Thema eures Dissertationsvorhabens näher zu konkretisieren. Mit anderen Worten geht es darum, dem Leser dazulegen, worum es in Eurer Dissertation überhaupt geht und welches Ziel Euer Forschungsprojekt verfolgt. Dies erfolgt dadurch, dass Ihr nicht nur abstrakte Ausführungen zu Eurem Forschungsvorhaben formuliert, sondern konkrete und abgrenzbare Forschungsfragen herausarbeitet, die Ihr mit Eurer Forschungsarbeit beantworten wollt.  
  • Promotionswürdigkeit des Themas: Von ebenso großer Bedeutung ist die Funktion, aufzuzeigen, dass das Thema aufgrund seiner wissenschaftlichen Relevanz geeignet ist, im Rahmen einer Dissertation näher beleuchtet zu werden. Dementsprechend gilt es den Stand der Wissenschaft zu dem Thema bzw. zum Themenbereich darzulegen und zu zeigen, wie sich die konkrete Forschungsfrage in den bisherigen Stand der Literatur einfügt und wie das Forschungsvorhaben die Wissenschaft voranbringen kann.  
  • Forschungsmethode: Weiter dient das Exposé der Erarbeitung und Darstellung der vorgesehenen Forschungsmethode(n), die im Rahmen der Dissertation verwendet werden soll. So sind neben klassisch rechtsdogmatischen Ansätzen beispielsweise rechtsvergleichende oder rechtsökonomische Ansätze verbreitet. Dadurch zeigt man den Weg auf, wie die zuvor entwickelten relevanten Forschungsfragen beantwortet werden sollen.  
  • Selbstdisziplinierung: Eine weitere eher abstrakte Funktion aus Sicht des Verfassers eines Exposés kann in der Selbstvergewisserung liegen, dass das Thema für eine Promotion geeignet und „beherrschbar“ ist.
  • Betreuer / Stipendien:  Neben diesen Funktionen hat das Exposé auch noch weitere Funktionen für den Betreuer bzw. weitere Adressaten wie Stiftungen oder Professoren, bei denen Ihr Euch um ein Stipendium oder Forschungsaufenthalt bewerbt. Zunächst dient das Exposé als Nachweis dafür, dass sich der Ersteller ausreichend mit der Thematik befasst hat und die wesentlichen Grundlagen verstanden hat. Dem Betreuer einer Arbeit dient das Exposé auch dazu, sich von der Tauglichkeit des Vorhabens für eine Dissertation zu überzeugen. Das Exposé soll dem potentiellen Betreuer ein Gefühl für die Gedanken und Überlegungen des Doktoranden geben.  

Welche Formalia sind bei einem Exposé zu beachten?

Vorab sei erwähnt, dass die formalen Vorgaben des Exposés – je nach Adressat – teils erheblich voneinander abweichen. Deshalb lohnt es sich stets einen Blick auf die Internetpräsenz der betreffenden Person/Stelle zu werfen und zu schauen, ob es dort genauere Vorgaben gibt. Ansonsten sollten Euch die nachfolgenden Leitlinien jedoch ein gutes Bild über gewöhnlichen Anforderungen geben.  

  • Formatierung: Im Grundsatz gelten für die Erstellung eines Exposés die üblichen formalen Anforderungen, die für sämtliche Wissenschaftlichen Arbeiten gelten. Daher sollte man eine der Standardschriftarten, wie zum Beispiel Times New Roman oder Arial, verwenden. Auch im Hinblick auf die Schriftgröße bietet es sich an, die üblichen 12 pt zu verwenden. Ferner solltet Ihr darauf achten, den Blocksatz und einen 1,5-fachen Zeilenabstand zu verwenden. Anders als bei den wissenschaftlichen Arbeiten, die man aus dem Studium kennt, ist ein Korrekturrand hingegen nicht erforderlich, sodass Ihr die üblichen Seitenränder (meist 2 cm) verwenden könnt.  
  • Titelblatt: Auf dem Titelblatt empfiehlt es sich das Thema, die Art des Textes – also Exposé –, das Datum, den Namen und Adressangaben (Anschrift, E-Mail und evtl. Telefonnummer) festzuhalten.  
  • Gliederung: Allgemein gilt, dass Ihr Eurem Exposé eine sinnvolle Gliederung mit Überschriften geben solltet. Dies gilt insbesondere bei längeren Exposés, die auch mehrere Ebenen beinhalten. Um die Arbeit mit dem Exposé zu erleichtern, solltet Ihr zudem ein kurzes Inhaltsverzeichnis voranstellen, aus dem Eure Gliederung ersichtlich wird. Beim Erstellen der Gliederung bietet es sich an, sich an den untenstehenden inhaltlichen Aspekten zu orientieren.  
  • Zitate: Auch im Hinblick auf ein Exposé gelten die grundsätzlichen Regeln guter wissenschaftlicher Praxis, sodass Aussagen belegt und Gedanken Dritter auch klar also solche kenntlich gemacht werden müssen. Bezüglich des Stils gilt abstrakt gesagt, dass dieser sachlich, klar, und komprimiert sein sollte. Dabei sollt Ihr für Euer Projekt werben, ohne zu übertreiben.  
  • Länge des Exposés: Hinsichtlich der erforderlichen Länge gibt es keine einheitlichen Standards, aus unserer Perspektive kann man sich jedoch grob an folgenden Vorgaben orientieren: Zu Beginn (man könnte ein solches Exposé auch als themensuchendes Exposé bezeichnen) können bereits zwei bis drei Seiten ausreichend sein, in der Regel werden jedoch mind. 5 bis 10 Seiten erforderlich sein, um das mögliche Thema hinreichend zu erörtern. Bei einem themenkonkretisierenden Exposé sind zwischen 15 und 20 Seiten durchaus üblich. Allerdings ist auch ein längeres Exposé von bis zu 50 Seiten nicht völlig außergewöhnlich.

Ist es verpflichtend, ein Exposé zu verfassen?  

Häufig ergibt sich die Notwendigkeit, ein Exposé zu verfassen, bereits aus rein formalen Anforderungen. So ist ein Exposé in einigen Fällen Voraussetzung für eine Annahme als Doktorrand an einem Lehrstuhl. Zumindest wenn man sich für ein Stipendium oder einen Forschungsaufenthalt an einer anderen (ausländischen) Universität bewerben will, ist es unerlässlich, ein Exposé zum eigenen Forschungsprojekt zu erstellen.

Daneben gibt es jedoch weitere intrinsische Gründe, ein Exposé zu verfassen. Insbesondere hilft ein Exposé dabei, einen abstrakten Überblick über das Thema und den Forschungsstand auf dem Gebiet zu erhalten.

Häufig gestellte Fragen

Was ist ein Exposé bei einer Doktorarbeit?
Das Exposé bei einer Doktorarbeit stellt eine Zusammenfassung der geplanten Promotion dar. Das Exposé wird verfasst, bevor man mit dem Forschen und Schreiben der Promotion beginnt. Das Ziel des Exposés besteht darin, zu überprüfen, dass das Thema für eine Doktorarbeit geeignet ist.
Was gehört alles in ein Exposé?
In einem Exposé wird zuerst das Thema und die wissenschaftliche Relevanz dargestellt. Anschließend wird der aktuelle Forschungsstand dargestellt sowie das eigene Vorgehen zur Beantwortung des Promotionsthemas.
Wie schreibt man ein Exposé?
Wie schreibt man ein Exposé?
Wie lang sollte ein Exposé sein?
Üblicherweise ist ein Expose um die 20 Seiten lang. Dabei sollte man allerdings berücksichtigen, dass es häufig vorgaben dazu gibt, wie lang ein Exposé sein soll. In solchen Fällen sollte man sich an diese Vorgabe halten.
Wie lange dauert es, ein Exposé für eine Promotion zu verfassen?
Der Arbeitsaufwand für ein gutes Exposé kann mehrere Wochen oder sogar Monate brauchen. Insbesondere die Darstellung des aktuellen Forschungsstandes und das geplante Vorgehen erfordern, dass man sich bereits umfangreich mit dem Thema auseinandergesetzt hat.