Jura-Promotion
Dr. oder LL.M.

Dr. vs. LL.M.: Welcher Titel ist der richtige für Dich?

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Tobias Escherich
Aktualisiert am 
September 4, 2024
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Das Wichtigste in Kürze:

  • Für das spätere Gehalt haben weder die Promotion noch der LL.M. eine signifikante Bedeutung, verglichen zu Juristen mit gleichen Examensnoten erhöht weder der Doktortitel noch der LL.M. das Gehalt.
  • Die Kosten für ein LL.M.-Programm können bis zu 100.000 USD betragen, sodass insbesondere LL.M.-Programme in den USA extrem teuer sind.
  • Für den LL.M. spricht, dass er international anerkannt ist und gute Englischkenntnisse bescheinigt. Im Gegenzug ist die Promotion in Deutschland bekannter und bezeugt die Fähigkeit, eigenständig arbeiten zu können.

Die wichtigsten Informationen zur Promotion

  • Ort: Der Doktor der Rechte, welcher üblicherweise mit Dr. jur. (lat. für doctor iuris) abgekürzt wird, ist ein akademischer Grad, der von Hochschule verliehen wird.
  • Ablauf: Bei der Themen- und Fachbereichswahl besteht größtmögliche Freiheit. Der Erwerb eines Doktortitels erfordert zumeist zunächst das Verfassen einer Dissertation mit einigen hundert Seiten sowie die „Verteidigung“ dieser im Rahmen der Disputatio(n) bzw. dem Rigorosum. Viele Doktorranden arbeiten promotionsbegleitend als Wissenschaftliche Mitarbeiter an einem Lehrstuhl oder in einer Kanzlei.
  • Zeitpunkt: Ein Dr.-Titel kann sowohl im Anschluss an das erste Staatsexamen, das zweite Staatsexamen oder berufsbegleitend erworben werden.
  • Dauer: Eine Promotion dauert zwischen einem und fünf Jahren. Die genaue Länge der Promotion hängt vom Thema, dem eigenen Anspruch und dem Umfang einer etwaigen Nebentätigkeit ab.
  • Fähigkeiten: Doktorranden erwerben durch eine Promotion zum einen tiefes Fachwissen in dem bearbeiteten Rechtsgebiet. Dies kann für die Karriere hilfreich sein, wenn man später in dem Rechtsgebiet arbeitet. Aufgrund der hohen Eigenverantwortung als Doktorrand und der Dauer der Promotion, zeigt die Promotion Arbeitgebern, dass man über Durchhaltevermögen verfügt ist und in der Lage ist, eigenständig zu arbeiten.

Die wichtigsten Informationen zum LL.M.  

  • Ort: Bei dem Master of Laws (Legum Magister, kurz: LL.M.) handelt es sich um ein Studium, welches an einer Hochschule absolviert wird. Dabei ist es üblich, den LL.M. im Ausland zu absolvieren. Es gibt allerdings auch viele Hochschulen in Deutschland, die LL.M.-Programme anbieten. Bei Juristen und Arbeitgebern sind allerdings insbesondere die LL.M.-Programme der amerikanischen Universitäten beliebt.
  • Ablauf: Bei dem LL.M. handelt es sich üblicherweise um ein aus zwei Semestern bestehendes Studium. Viele Universitäten bieten LL.M.-Programme an, die sich fachlich auf bestimmte Rechtsgebiete fokussieren (z.B. Steuerrecht, Kapitalmarktrecht usw.).
  • Zeitpunkt: Auch der LL.M. ist ein Postgraduierten Abschluss. Dieser kann nach Abschluss des ersten Staatsexamens oder aber bereits im Anschluss an einen Bachelor of Laws (LL.B.) erworben werden.
  • Dauer: LL.M.-Programme dauern in der Regel ein Jahr. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass LL.M.-Programme üblicherweise im Herbst beginnen, sodass es dazu kommen kann, dass man mehrere Monate auf den Start des LL.M.-Studiums warten muss.
  • Fähigkeiten: Es ist üblich, dass die LL.M.-Kurse in englischer Sprache unterrichtet werden. Entsprechend dient ein LL.M. zum einen als Nachweis dafür, dass man auch das Fachenglisch sicher beherrscht. Dazu bietet der LL.M. die Möglichkeit, sich vertieft mit bestimmten Rechtsgebieten auseinanderzusetzen. Wenn der LL.M. im Ausland absolviert wird, stellt der LL.M. ebenfalls eine Möglichkeit dar, eine fremde Rechtsordnung kennenzulernen. Außerdem zeigt der LL.M., wenn er im Ausland absolviert wurde, dass man in einer fremden Kultur gelebt hat, und ein sowohl organisatorisch als auch finanziell herausforderndes Projekt gestemmt hat.  

Welche Bedeutung hat die Examensnote für die Auswahl?

  • Doktorarbeit: Voraussetzung für die Zulassung zur Promotion ist in der Regel ein vollbefriedigend (mind. 9 Punkte) im ersten und/oder zweiten Staatsexamen. Daneben unterscheiden sich die Voraussetzungen, die die jeweiligen Universitäten und Professoren stellen in Details. Näheres zu den Voraussetzungen einer Promotion.  
  • LL.M.: Im Vergleich dazu unterscheiden sich die Voraussetzungen für die Zulassung zum LL.M.-Studium je nach Universität zum Teil erheblich. Während Eliteuniversitäten wie Harvard, Yale, Oxford oder Cambridge häufig zweistellige Examensnoten fordern, kann an weniger bekannten Universitäten auch eine ausreichende Examensnote ausreichen. Insgesamt gilt bei der Bewerbung für den Master, dass Examensnoten nicht das einzige Auswahlkriterium sind, vielmehr zählt das Gesamtbild des jeweiligen Bewerbers. Daher hat man mit einer gelungenen Bewerbung und guten Empfehlungsschreiben durchaus gute Chancen, die man nutzen sollte.  

Bevorzugen Arbeitgeber den Doktortitel oder den LL.M.?

Eine pauschale Antwort auf die Frage, welchen Titel Arbeitgeber präferieren gibt es nicht. Entscheidend ist letztendlich, welche zukünftige Karriere man anstrebt.  

  • Doktorarbeit: Sofern man eine akademische Laufbahn in Forschung und Lehre anstrebt, ist der Doktortitel regelmäßig unerlässlich. Zumal die Promotion Voraussetzung zur Habilitation ist, die auf dem Weg zur Jura-Professur noch immer üblich ist. Auch in kleineren eher national geprägten Kanzleien kann der Dr.-Titel die angesehenere Zusatzqualifikation sein. Der Vorteil eines Doktortitels ist, dass ein solcher in der deutschen Bevölkerung unabhängig von dem Fach, in dem dieser erworben wurde, ein hohes Ansehen genießt. Mit einer Promotion wird die Fähigkeit unter Beweis gestellt, über einen langen Zeitraum auf hohem Niveau wissenschaftlich arbeiten zu können. Die damit verbundene Indikation, der guten Recherche-Fähigkeiten sowie ausgeprägter sprachlicher Fertigkeiten sind gerade in juristischen Berufen von herausragender Bedeutung.  
  • LL.M.:  Strebt man hingegen den Karriereweg in einer internationalen Großkanzlei an, ist der Master of Laws mittlerweile in vielen Fällen gleichwertig und kann sogar der wertvollere Titel sein. Er gilt als Nachweis für gute Englischkenntnisse, welche für die Tätigkeit in einer solchen Kanzlei unerlässlich sind. Außerdem zeugt ein im Ausland erworbener LL.M. von der Fähigkeit sich auf ein neues Arbeits- und Lebensumfeld einzustellen und der damit einhergehenden Flexibilität. Ein weiterer Vorteil kann die Kenntnis einer fremden Rechtsordnung sein. Dazu kommt, dass Promotionen im englischsprachigen Ausland unüblich sind. Entsprechend können englischsprachige Mandanten mit einem LL.M. deutlich mehr anfangen als mit einer Promotion.

Wie viel Zeit möchte man in die Ausbildung investieren?

Auch der mit der jeweiligen Zusatzqualifikation verbundene Zeitaufwand kann ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl zwischen den beiden Titeln sein.  

  • LL.M.: Während ein LL.M.-Studium nur bis zu einem Jahr dauert und der Zeitrahmen durch die Universitäten vorgegeben und einzuhalten ist, dauert eine Promotion üblicherweise länger. Allerdings sollte man auch beim LL.M. die notwendige Vorlaufzeit für die Erstellung der Bewerbungsunterlagen nicht unterschätzen. Viele LL.M.-Programme beginnen im Herbst, sodass es je nach Examenstermin zu längeren Wartezeiten kommen kann. Die Zeitgestaltung bei der Dissertation ist hingegen individuell flexibler.
  • Doktorarbeit: Viele starten Ihre Promotion zwar mit dem ehrgeizigen Ziel, diese in einem Jahr abzuschließen, dennoch zeigt die Erfahrung, dass die meisten Doktorranden wesentlich länger benötigen, oft bis zu drei Jahren. Dies liegt nicht immer an der reinen Forschungszeit, sondern kann auch von äußeren Umständen abhängen, wie dem Betreuer und der Administration.

Wie hoch sind die Kosten für eine Doktorarbeit und einen LL.M.?

Ein weiterer Aspekt, der bei der Entscheidung eine Rolle spielen kann, ist die Finanzierung. Zwar sind beide Qualifikationen mit finanziellem Aufwand verbunden, allerdings unterscheidet sich dieser erheblich.  

  • Doktorarbeit: Für die Promotion fallen an deutschen staatlichen Universitäten grundsätzlich keine Studiengebühren an. Ab der Immatrikulation als Doktorand zahlt man jedoch, wie jeder andere Student an einer Universität, den üblichen Semesterbeitrag der jeweiligen Universität. Im Gegenzug dazu erhält man einen Studentenausweis, mit dem man häufig kostenlos den (lokalen) ÖPNV nutzen, in der Mensa vergünstigt essen kann und Ermäßigungen auf Eintrittspreise z.B in Museen erhält. Allerdings muss man während der Promotionszeit auch seine Lebenshaltungskosten finanzieren. Die wenigsten Doktoranden können es sich leisten, ausschließlich zu promovieren. Deswegen gibt es verschiedene Modelle, um Erwerbstätigkeit und Doktortitel zu vereinbaren, die wohl üblichsten sind eine Nebentätigkeit am Lehrstuhl, die berufsbegleitende Promotion, die Nutzung von Promotionsstipendien sowie die Inanspruchnahme von Studienkrediten.  
  • LL.M.: Im Vergleich dazu sind die Kosten, die mit einem LL.M.-Programm verbunden sind, oft erheblich höher. Insbesondere in den USA fallen (sehr hohe) Studiengebühren an. Die Gesamtkosten aus Studiengebühren und Lebenshaltungskosten können schnell 100.000 US-Dollar für ein LL.M. Programm betragen. Allerdings besteht die Möglichkeit eines wesentlich günstigeren LL.M.-Studium, so sind die Kosten in Großbritannien auch nach dem Brexit noch erheblich geringer als in den USA. Auch in anderen Ländern, z.B. Südafrika, Australien oder in europäischen Ländern sind die Kosten deutlich niedriger. Zudem bieten eine Vielzahl von Universitäten guten Bewerbern einen Nachlass oder gar einen vollständigen Erlass der Studiengebühren an. Ferner gibt es im Ausland deutlich mehr Stipendien für LL.M.-Studiengänge als in Deutschland für Promovierende. Auch Arbeitgeber, die den Erwerb eines solchen Titels fördern, finanzieren ganz oder teilweise den Titelerwerb. Auch sollte man nicht vergessen, dass man die Kosten im Nachhinein steuerlich geltend machen kann, sodass die Netto-Kosten sich im Ergebnis nochmals deutlich mindern.

Wie wirken sich ein LL.M. und ein Doktortitel auf das Gehalt aus?

  • Doktortitel: Es gibt einige Kanzleien, die promovierten Berufseinsteigern ein leicht höheres Gehalt zahlen, so zahlt etwa SZA für die ersten Berufsjahre ein um 5.000 € höheres Jahresgehalt. Dabei sollte man allerdings berücksichtigen, dass dieser Gehaltszuschlag aus rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten den Zeitaufwand für die Promotion nicht rechtfertigt. Auch Aussagen, dass promovierte Juristen ein höheres Gehalt haben als nicht-promovierte Juristen, sind mit Vorsicht zu betrachten. Denn aufgrund der hohen Notenanforderungen für eine Promotion müsste man promovierte Juristen mit nicht-promovierten Juristen mit Prädikatsexamen vergleichen. Aufgrund der nahezu identischen Gehälter in diesem Fall zeigt sich, dass nicht die Promotion zum höheren Gehalt führt, sondern die überdurchschnittlichen Staatsexamina.  
  • LL.M.: Die Ausführungen zur Promotion gelten hier ebenfalls. Kanzleien honorieren in der Regel Promotion und LL.M. finanziell in gleicher Weise. Beim LL.M. ist für die ökonomische Betrachtung allerdings zusätzlich zu berücksichtigen, dass die hohen Kosten für den LL.M. nicht einmal ansatzweise durch das leicht höhere Gehalt ausgeglichen werden.

Beide Abschlüsse oder keinen?

  • Sowohl Promotion als auch LL.M.: Wer ein besonders hohes Maß an Engagement und Durchhaltevermögen an den Tag legt, kann sowohl ein LL.M.-Studium als auch eine Promotion absolvieren und sich mit der „vollen Kriegsbemalung“ ausstatten. Empfehlenswert ist dies aus unserer Sicht allerdings nur dann, wenn man sich fachlich sowohl für die Promotion als auch den Master interessiert. Denn für die Karriere in der Privatwirtschaft und der Justiz sind die Titel nicht erforderlich. Wer sich allerdings für eine Karriere in der Wissenschaft interessiert, für den kann es sinnvoll sein, möglichst viele prestigereiche Titel zu „sammeln“.  
  • Weder Promotion noch LL.M.: Wer das Ziel verfolgt, später in einer Kanzlei oder in der Justiz zu arbeiten, für den kann es sinnvoll sein, keinen der Titel zu erwerben. Dadurch spart man viel Zeit und hat damit die Möglichkeit, mehr Zeit in der Praxis zu verbringen. Dies hat den Vorteil, dass man mehr Zeit hat, ein Netzwerk innerhalb des eigenen Beratungsbereiches anzubieten. Dazu kann man sich so früh wie möglich in der Praxis „beweisen“ und die erforderlichen Fähigkeiten erlernen und verbessern.

Häufig gestellte Fragen

Kann man mit einem LL.M. promovieren?
Dies kommt auf die Promotionsordnung der Universität an. Während viele Universitäten verlangen, dass Doktorranden mindestens das erste Staatsexamen abgelegt haben, reicht manchen Universitäten auch ein Masterabschluss (LL.M.) für die Berechtigung zur Promotion.
Wie viel kostet ein LL.M.?
Die Kosten für einen LL.M. schwanken stark. Während die Kosten an manchen US-Universitäten über 100.000 USD betragen, sind die Kosten an Universitäten in Deutschland signifikant niedriger, sodass die Kosten häufig nur wenige tausend Euro betragen.
Welche Noten braucht man für einen LL.M.?
Welche Noten braucht man für einen LL.M.?
Kann man mit einem LLM in den USA als Anwalt tätig sein?
Für die Tätigkeit als Anwalt ist es erforderlich, über eine Anwaltzulassung zu verfügen. Eine solche stellt ein LL.M. nicht dar. Allerdings ist es an vielen Universitäten möglich, sich auf das "Bar-Exam", also die Anwaltszulassungsprüfung, vorzubereiten, sodass man im Rahmen des LL.M. die Anwaltszulassung erlangen kann.
Wie viel mehr Gehalt mit LLM?
Alleine durch den LL.M. erhält man - wenn überhaupt - nur ein leicht höheres Einstiegsgehalt. Für die Einstiegsgehälter in Deutschland sind insbesondere die Noten in den beiden Staatsexamen ausschlaggebend, zusätzliche Titel, etwa ein LL.M. oder ein Doktor, erhöhen das Einstiegsgehalt in manchen Kanzleien um wenige tausend Euro im Jahr.