9 Regeln für gute Klausuren im Zweiten Staatsexamen
Das Wichtigste in Kürze:
Wenn Du diese 9 Tipps befolgst, wirst du Deine Ergebnisse in Klausuren deutlich steigern.
- Starte mit dem Bearbeitervermerk
- Mehrere Notizblätter verwenden
- Fokus auf die Anträge der Parteien
- Das erste Lesen dient der Erfassung der prozessualen Situation
- Das zweite Lesen dient der Erfassung materiellrechtlichen Situation
- Entscheide Dich für eine sinnvolle Bearbeitungsreihenfolge
- Die äußere Form ist wichtig
- Zeit ist Deine wichtigste Ressource – teile sie sorgfältig ein.
- Ohne richtigen Tenor mangelt es an Praxistauglichkeit
Tipp: Die empfohlenen Taktiken erfordern Übung, um sie in einer Klausur effektiv einsetzen zu können. Die größten Erfolge lassen sich damit erzielen, wenn Du die Tipps von Anfang an in einer Vielzahl von Probeklausuren und Übungsfällen unter Examensbedingungen trainierst.
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1. Regel: Starte mit dem Bearbeitervermerk
Die erfolgreiche Arbeit am Sachverhalt besteht darin, alle relevanten Informationen des zu bearbeitenden Falls vollständig, präzise, übersichtlich und korrekt zu erfassen. Der erste Schritt dahin sollte stets das Lesen des Bearbeitervermerks sein. Nur mit seiner Kenntnis kannst Du beim Lesen der Klausuraufgabe sämtliche relevanten Informationen beachten und den Sachverhalt korrekt erfassen.
Fehler bei der Kenntnisnahme des Bearbeitervermerkes wirken sich in der Regel sehr negativ auf eine Klausur aus. Entweder stellen Bearbeiter den Fehler im Verlauf der Bearbeitung fest und verliert bei der Korrektur enorm viel Zeit für die Bearbeitung von relevanten Problembereichen. Alternativ wird der Fehler gar nicht bemerkt und Bearbeiter verfehlen mit der Bearbeitung das Ziel der Klausuraufgabe, was zu erheblichen Punktabzügen oder auch einem Durchfallen führt.
Die wichtigsten Aspekte, auf die Ihr achten sollte, sind die folgenden:
- Welches Arbeitsprodukt wird verlangt?
- Ist die Bearbeitung von bestimmten Teilen (Rubrum, Tatbestand, Rechtsbehelfsbelehrung usw.) erlassen oder sind bestimmte Aspekte (insb. Normen) außer Betracht zu lassen?
- Gibt es Hinweise auf bestimmte Normen oder Fundstellen?
- Macht der Vermerk Angaben zur Bearbeitungsreihenfolge der Aufgaben und/oder Entscheidungen.
2. Regel: Mehrere Notizblätter verwenden
Im zweiten Examen ist es eine Herausforderung, den Überblick über den Klausursachverhalt zu behalten. Klausursachverhalt sind ca. 20 Seiten lang. Die Bedeutung der Sachverhaltserfassung für eine gute Klausur solltest Du keineswegs unterschätzen. Die korrekte Lösung der Klausur ist nur möglich, wenn Du den Sachverhalt präzise und umfassend verstehst.
Um sicherzustellen, dass Du keine Informationen übersieht oder im Verlauf der Bearbeitung vergisst, ist es hilfreich, sämtliche relevanten Informationen auf Notizblättern festzuhalten. Auch wenn dies deutlich länger dauert als das bloße Lesen, ist dies mit erheblichen Vorteilen verbunden:
- Besseres Sachverhaltsverständnis: Zunächst ist es wissenschaftlich erwiesen, dass man sich Dinge, die man aufgeschrieben hat, in der Regel deutlich besser merken kann als solche, die man nur gelesen hat.
- Alle Informationen verwerten: Zudem ermöglicht es Dir deine Lösungsskizze mit den herausgeschriebenen Informationen abzugleichen und einfacher zu prüfen: Habe ich alle relevanten Informationen in meiner Lösung verarbeitet? Kommt man zu dem Ergebnis, dass dies der Fall ist, gibt einem das eine gewisse Sicherheit. Stellt man fest, dass man nicht alle Informationen verwertet hat, gilt es dies noch einmal kritisch zu hinterfragen, denn die meisten Klausuren sind auch im zweiten Examen so konzipiert, dass alle in der Akte enthaltenen Informationen für die Falllösung von Relevanz sind. Dieser Punkt führt auch dazu, dass das Herausschreiben dem Markieren mit dem Textmarker im Regelfall überlegen ist, wenn (nahezu) alle Informationen für die Lösung relevant sind, ist am Ende ein Großteil des Textes markiert, ohne dass die Markierung zu einer besonders effektiven Strukturierung der Informationen führt.
- Urteilsklausuren: Wenn in einem Urteil ein Tatbestand geschrieben werden muss, sind strukturierte Notizen sehr hilfreich, um ermitteln zu können, welcher Parteivortrag strittig und welcher Parteivortrag unstrittig ist. Es ist nahezu unmöglich, ohne Notizen den gesamten Vortrag der Parteien korrekt einzuteilen. Deswegen ist es bei Urteilsklausuren sehr hilfreich, eine Tabelle anzulegen und darin zu notieren, was die Parteien jeweils vortragen. Wenn Ihr die Informationen inhaltlich passend zuordnet, seht Ihr direkt, inwieweit der Parteivortrag strittig und unstrittig ist.
Nach unserer eigenen Erfahrung ist es am besten, wenn man die Informationen nicht nur auf einem Notizblatt festhält, sondern für jeden juristischen Themenkomplex einen eigenen Notizzettel verwendet.
Beispiel: So bietet es sich in einer Urteilsklausur im Zivilrecht etwa an, jeweils einen Notizzettel für den Parteivortrag (in Tabellenform), die prozessualen Probleme, die materiell-rechtlichen Probleme und die sonstigen Probleme (z.B. einen Zeitstrahl) zu haben. Um am Ende eine stringente Lösungsskizze zu haben, ist es empfehlenswert, die Lösungsskizze wiederum auf einem separaten Zettel zu erstellen.
Wenn Ihr nur ein Notizzettel verwendet, solltet Ihr das Notizblatt in unterschiedliche Bereiche aufteilen. Die genaue Zahl der Zettel oder Bereiche ist sowohl klausur- als auch typabhängig. Durch Training lernt Ihr jedoch recht schnell, welche Menge für Euch optimal ist, um von den Vorteilen der Methode zu profitieren, ohne dass Ihr euch verzettelt.
Dieses Vorgehen ermöglicht es Dir, eine stichwortartige Vorgliederung eurer Lösung anzufertigen. Durch den Umfang der jeweiligen Notizblätter hast Du zudem einen ersten Ansatz für die Schwerpunktsetzung. Zudem hilft Dir dieses Vorgehen bei der Zeiteinteilung, weil Du bereits sehr früh in der Klausur abschätzen kannst, an welcher Stelle der Klausur Du viel Zeit aufwenden möchtest und welche Abschnitte Du eher knapphalten möchtest.
3. Regel: Fokus auf die Anträge der Parteien
Wenn Du mit dem Erfassen des konkreten Sachverhalts beginnst, solltest Du deinen Fokus zunächst auf etwaige Anträge der Parteien im Prozess bzw. Verwaltungsverfahren richten. Diese spiegeln schließlich die Forderungen der Parteien wieder. Der Sachvortrag der Parteien lässt sich deutlich besser einordnen, wenn Du verstanden hast, welches Ziel verfolgt wird. Prüfe dabei stets zuerst den aktuellen Antrag einer jeweiligen Partei.
Dabei bietet es sich an, insbesondere auf folgende Aspekte zu achten:
- Welche Art von Klage liegt vor (Leistungs-, Feststellungs- oder Gestaltungsklage)?
- Sind die Anträge eindeutig formuliert oder müssen diese zunächst ausgelegt werden?
- Handelt es sich um mehrere Streitgegenstände oder mehrere Parteien bzw. Beteiligte? Gibt es sonstige Besonderheiten in der Formulierung der Anträge?
- Hat die Partei zu einem vorherigen Zeitpunkt einen anderen Antrag gestellt, sodass eine Klageänderung vorliegt.
4. Regel: Das erste Lesen dient der Erfassung der prozessualen Situation
Grundsätzlich ist es möglich, die prozessualen und materiell-rechtliche Situation in einem Lesedurchgang zu erfassen. Dies birgt allerdings die Gefahr, dass Du schnell den Überblick verlierst. Deshalb raten wir dazu, den Sachverhalt in zwei Lesedurchgängen zu erfassen.
Im ersten Durchgang achtet man besonders auf Informationen bezüglich der prozessualen Lage und schreibt die Informationen und Daten auf seine Notizzettel. Außerdem bietet es sich bei komplexeren Sachverhalten an, sich eine Zeittafel mit den Ereignissen zu erstellen.
5. Regel: Das zweite Lesen dient der Erfassung der materiell-rechtlichen Situation
Der zweite Lesedurchgang mit Fokus auf die materiell-rechtlichen Probleme ist der wohl wichtigste Schritt auf dem Weg zu einer guten Klausur. Schließlich liegt der Schwerpunkt der Klausur auch im zweiten Examen in der Regel im materiell-rechtlichen Bereich. Aufgrund der Aufteilung des Sachverhalts in Parteivortrag, Vermerke, Vernehmungsprotokolle usw. sind die vielen Informationen unübersichtlich verteilt. Gleichzeitig hat eine Missinterpretation des Sachverhalts erhebliche negative Auswirkungen, sodass es unerlässlich ist, alle Informationen richtig aufzunehmen.
Auf folgende Aspekte solltet Ihr beim zweiten Lesen besonders achten:
- Fokus auf die Details: Es mag zwar banal klingen, aber es ist wichtig, den gesamten Sachverhalt zu lesen inkl. Rubrum, Briefkopf usw. Häufig kann man auch aus solchen auf den ersten Blick unwichtigen Teilen wichtige Informationen ziehen.
- Sprachliche Besonderheiten: Wichtig ist auch, dass Du auf typische Formulierungen achtest. Solche geben oft wertvolle Hinweise für die Bearbeitung. Formulierungen wie „insbesondere“ oder „unter anderem“ deuten zum Beispiel darauf hin, dass neben den angesprochenen Aspekt in eurer Klausur noch weitere Aspekte erörtert werden sollten. Auch weisen die (Rechts-)Ausführungen der Parteien häufig auf die Probleme des Falls hin, die unbedingt erörtert werden sollten.
- Chronologie erfassen: Hinsichtlich der Notizzettel bietet es sich an, zwischen Tatsachen und Rechtsfragen zu differenzieren. Die Tatsachen sollten von Anfang an mit Datum versehen chronologisch geordnet werden. Bei zivilrechtlichen Klausuren ist es auch wichtig festzuhalten, welcher Partei der Tatsachenvortrag zuzuordnen ist und ob dieser bestritten wird. Dabei solltet Ihr jedoch darauf achten, entweder genug Platz zwischen den Ereignissen zu lassen oder statt mit einem großen Blatt mit Klebezetteln zu arbeiten, deren Reihenfolge auch später noch problemlos geändert werden kann.
- Auffindbarkeit steigern: Wenn ein Tatbestand zu fertigen ist, ist es außerdem hilfreich, die Fundstelle der jeweiligen Tatsache im Aufgabentext auf dem Notizblatt zu notieren. Der Tatbestand lässt sich oft besser anhand des Aufgabentextes schreiben, und es ist in der Regel schneller, alles aus dem Sachverhalt abzuschreiben, als darüber nachzudenken, wie man es kürzer formulieren könnte.
- Rechtlichen Verhältnisse erfassen: Bei Klausuren mit mehr als zwei Beteiligten ist es ratsam, eine Skizze der Rechtsverhältnisse anzufertigen, um den Sachverhalt visuell zu erfassen. Eine anschauliche Skizze kann dabei helfen, einen unübersichtlichen Sachverhalt mit vielen Rechtsverhältnissen besser nachzuvollziehen.
6. Regel: Entscheide dich für eine sinnvolle Bearbeitungsreihenfolge
Nachdem der Sachverhalt vollständig erfasst wurde und Ihr Euch mithilfe der Notizblätter einen Überblick über die Probleme verschafft habt, stehen Euch zwei Möglichkeiten zur Niederschrift der Klausur zur Verfügung.
a. Erst lösen, dann schreiben
Die erste Methode besteht darin, die wesentlichen Probleme der Arbeit mithilfe des Gesetzes und der Kommentare zu lösen, eine Lösungsskizze zu erstellen und dann alles auf einmal niederzuschreiben. Diese Methode wird von den meisten Kandidaten im Referendarexamen und häufig auch im Assessorexamen verwendet. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass der gesamte Lösungsweg bereits beim Schreiben feststeht und Ihr den Fokus dann vollständig auf das zügige Schreiben legen könnt. Zudem wird die Gliederung und Problembearbeitung zu einem Zeitpunkt erstellt, an dem die Konzentration höher ist und der Zeitdruck geringer als im Verlauf der Klausur. Ein Nachteil besteht jedoch darin, dass das Gedächtnis schnell damit überfordert ist, sich Feinheiten in den Argumentationslinien für mehrere Probleme zu merken, was schnell zulasten der Qualität der Bearbeitung geht.
b. Erst schreiben, dann lösen ;-)
Die zweite Methode besteht darin, jeweils ein Problem zu lösen und die gefundene Lösung sofort niederzuschreiben. Anschließend befasst man sich mit dem nächsten Problem in gleicher Weise. Diese Methode bietet den Vorteil, dass das Kurzzeitgedächtnis nicht überlastet wird, da alles sofort niedergeschrieben wird. Zudem bereitet das Erfolgserlebnis, bereits nach einigen kürzerer Zeit eine beträchtliche Menge der Lösung zu Papier gebracht zu haben, Motivation für die weitere Arbeit. Allerdings besteht der Nachteil darin, dass beim Bearbeiten eines Problems noch nicht sicher bekannt ist, wie der Fall letztendlich zu entscheiden ist. Das birgt das Risiko, dass man Fragen bearbeitet, auf die es gar nicht ankommt.
c. Auswahl der passenden Methode
Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile, und die Wahl der geeigneten Methode hängt von der individuellen Arbeitsweise und den Anforderungen der Klausur ab. Es ist wichtig, den Überblick über die eigene Arbeit zu bewahren und eine in sich schlüssige Lösung abzugeben. In schwierigen Situationen, in denen eine Weichenstellung in die falsche Richtung gegangen ist, ist es sinnvoll, die Arbeit konsequent bis zum Ende zu lösen und darauf hinzuweisen, dass die Zeit für eine Umformulierung der Lösung nicht ausreichte.
7. Regel: Die äußere Form ist wichtig
Auch wenn es für viele Referendare unwichtig erscheint, sollten Referendare Wert darauf legen, dass die Klausur einen guten äußeren Eindruck macht. Zwar macht dies allein noch keine gute Klausur aus und eine Klausur kann auch (sehr) gut bewertet werden, wenn Sie unordentlich ist. Dennoch hat ein ansprechendes optisches Bild einen positiven Effekt auf den Korrektor bzw. dessen Unterbewusstsein. Diesen leicht zu erreichenden Effekt sollten sich Referendare keinesfalls entgehen lassen.
Beachte hierfür folgende einfache Regeln:
- Vermeide Papier- und Platzsparmaßnahmen, lasse stattdessen nach jedem Absatz eine Zeile frei, verwende kurze Absätze von zwei bis drei Sätzen und beginne bei größeren Abschnitten eine neue Seite.
- Lasse auf beiden Seiten des Papiers einen breiten Rand frei, um Platz für nachträgliche Ergänzungen zu haben.
- Eine klare und großzügige Gliederung mit Gliederungspunkten betont den Aufbau deiner Lösung und erleichtert dir sowie dem Korrektor das Nachvollziehen. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass nicht alle Gliederungsebenen im zweiten Examen üblich sind. Etwa sind bei einer Strafrechtsklausur Gliederungsebenen innerhalb eines Deliktes unüblich. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie dies im zweiten Examen gehandhabt wird, ist es ratsam, viele Klausuren zu schreiben.
- Schreibe leserlich, um dem Korrektor die Arbeit zu erleichtern und einen positiven Eindruck zu hinterlassen.
- Verwende einen praxisorientierten Schreibstil mit kurzen, verständlichen Sätzen und vermeide unnötige Wiederholungen des Gesetzestextes.
- Achte auf korrekte Rechtschreibung, da Fehler in diesem Bereich deine Arbeit abwerten können.
- Zitiere Paragrafen präzise und verwende Zitate aus Kommentaren sparsam oder gar nicht, da deine eigene Argumentation mehr Punkte bringt. Es ist allerdings ratsam, Definitionen direkt aus dem Kommentar abzuschreiben, da dies in der Regel auch die Definition ist, die in der Lösungsskizze stehen wird.
8. Regel: Zeit ist deine wichtigste Ressource – teile sie sorgfältig ein
Bei der Bearbeitung von Klausuren stellen viele Referendare fest, dass die zur Verfügung stehende Zeit von fünf Stunden nicht ausreicht, um eine perfekte Lösung zu erarbeiten. In solchen Fällen ist eine geschickte Zeitplanung und Einhaltung des Zeitplans von entscheidender Bedeutung.
Effiziente Zeiteinteilung
Die Ausführungen im Aufgabentext und das Ergebnis der Sachverhaltserfassung geben in der Regel einen guten Überblick über die Gewichtung der Probleme. Dadurch könnt ihr erkennen, wo die Schwerpunkte der Lösung liegen, da der Aufgabenersteller diese in der Regel deutlich macht.
Merksatz: Die ausformulierte Lösung sollte den Sachverhalt spiegeln!
Nur selten liegt der Schwerpunkt einer Klausur in der Zulässigkeit. In der Zulässigkeit sind meist nur wenige Fragen zu erörtern. Daher sollte bei der Zeiteinteilung besonderes Augenmerk auf die erkannten Schwerpunkte gelegt werden, da dort verhältnismäßig viele Punkte erworben werden können.
Am Ende der Klausurarbeit steht oft Zeitdruck. Es wäre fatal, wenn man erst zu diesem Zeitpunkt mit den Hauptproblemen beginnt und sie nur oberflächlich behandeln kann. Eine ausführliche Ausarbeitung der Zulässigkeitsprobleme kompensiert diesen Mangel nicht.
Nebensächliche Fragen, die erkennbar nicht entscheidend sind, können für die hektische Schlussphase aufgespart werden.
Umgang mit “unlösbaren” Problemen
Es kommt häufig vor, dass man bei bestimmten Problemen feststeckt und keine zufriedenstellende Lösung findet. Dies geschieht oft bei Fragen, von deren Beantwortung die gesamte weitere Klausurlösung abhängt. Es ist jedoch falsch, solange über eine Lösung nachzudenken, bis man vollständig zufrieden ist, da dies zu viel Zeit in Anspruch nehmen kann.
Ein unverhältnismäßig hoher Zeitaufwand rächt sich bitter:
- Die Punkte, die einem Kandidaten entgehen, weil er andere Probleme aufgrund von Zeitmangel nicht oder unzureichend bearbeitet, wiegen die Punkte für die ausführliche Beantwortung einer entscheidenden Frage praktisch nie auf.
- Zudem wird eine grob unvollständige Arbeit immer negativ bewertet, schlechter als eine halbwegs vollständige Arbeit mit einzelnen Fehlern.
Daher gilt der Grundsatz: Lieber eine falsche Entscheidung mit konsequenter Fortsetzung als eine grob lückenhafte Arbeit.
Wenn man bei einem Problem nicht weiterkommt, sollte man wie folgt vorgehen:
- Soweit möglich, legt man vorübergehend dieses Problem beiseite und widmet sich anderen Fragen. Später kann man mit neuen Erkenntnissen auf das Problem zurückkommen.
- Falls eine Zurückstellung nicht möglich erscheint, setzt man sich ein Zeitlimit von maximal zehn Minuten zur Lösung des Problems. Nach Ablauf dieser Zeit sollte die Frage im besten Fall zumindest rudimentär geklärt werden. Das ist immer noch besser als nichts.
Mit diesen Vorgehensweisen könnt ihr auch in schwierigen Situationen eure Klausurarbeit erfolgreich bewältigen.
Zeitplan
Ein großes Risiko bei der Zeiteinteilung besteht darin, zu Beginn der Klausur besonders ordentlich und ausführlich zu arbeiten. Dies führt zwangsläufig dazu, dass einem die Zeit am Ende der Klausurbearbeitung fehlt. Deshalb ist es empfehlenswert, Zeitvorgaben in die Lösungsskizze zu schreiben. Nachdem man die Lösungsskizze erstellt hat, nimmt man sich eine Minute Zeit und schreibt sich in die Lösungsskizze, zu welchem Zeitpunkt man mit dem Tatbestand, der Zulässigkeit usw. fertig sein möchte. Durch dieses Vorgehen erkennt man direkt, wenn man nicht im Zeitplan ist, sodass direkt “gegengesteuert” werden kann.
9. Regel: Ohne richtigen Tenor mangelt es an Praxistauglichkeit
Der Tenor, die Anklage oder die Anträge sind der wichtigste Teil einer Klausurlösung im zweiten Staatsexamen für Juristen. Es ist die Quintessenz der Lösung und das Ergebnis der Arbeit. Selbst wenn nur ein Gutachten im Bearbeitervermerk gefordert ist, beinhaltet dies in der Regel implizit einen Entscheidungsvorschlag.
Es ist entscheidend, den Tenor usw. sorgfältig zu formulieren, da der Korrektor ihn in der Regel als erstes liest und grobe Fehler den ersten Eindruck der Arbeit extrem negativ beeinflussen können. Auch Diskrepanzen zwischen Tenor und den Entscheidungsgründen fließen sehr negativ in die Bewertung mit ein. Es besteht die Gefahr, dass der Korrektor die Bearbeitung als untauglich für die Praxis einordnet, sodass man bereits zu Beginn jede Chance auf eine gute Note verliert.
Tipp: Wir empfehlen Euch, bereits frühzeitig einen stichwortartigen Entwurf des Tenors anzufertigen und diesen gegebenenfalls im Verlauf der Arbeit anzupassen. Dabei sollten immer auch bereits Notizen zur Kostenentscheidung und Vollstreckbarkeit. Da es häufig vergessen wird, kann man sich auch einen Hinweis auf eine etwaige Klageabweisung im Übrigen aufnehmen.
Der endgültige Tenor und die einleitenden Sätze in den Entscheidungsgründen werden erst kurz vor Abgabe formuliert, sodass dafür genügend Zeit eingeplant werden sollte. Es ist wichtig, keine gravierenden Änderungen in letzter Minute vorzunehmen, da dies zu inkonsequenten Lösungen führen kann. Solche Inkonsequenzen sind oft viel gravierender als eine fehlerhaft entschiedene Rechtsfrage. Stattdessen sollte die Arbeit (wenn zeitlich möglich) noch einmal durchgelesen und verbessert werden. Vor der Abgabe sollten die Seiten nummeriert und die Reihenfolge überprüft werden. Falls ein Teil der Klausur aufgrund von Zeitmangel nicht bearbeitet werden konnte, ist es empfehlenswert, zumindest die eigenen Notizen dazu abzugeben, da der Korrektor dies positiv bewerten kann.