Berufseinstieg
Secondment

Was ist ein Secondment?

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Tobias Escherich
Aktualisiert am 
19.8.2024
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Das Wichtigste in Kürze:

  • Bei einem Secondment arbeitet ein Rechtsanwalt zeitlich befristet direkt beim Mandanten, wobei der Rechtsanwalt weiterhin bei der Kanzlei angestellt ist.
  • Ein Secondment stellt somit eine Form der Arbeitnehmerüberlassung dar.
  • Ein Secondment ist eine hervorragende Möglichkeit, das eigene Netzwerk auszubauen und die Arbeit und Befürfnisse von Mandanten kennenzulernen.

Was ist ein Secondment?

Unter einem Secondment versteht man die befristete Arbeit eines angestellten Rechtsanwaltes direkt beim Mandanten oder in einem ausländischen Büro. Rechtstechnisch erfolgt bei einem Secondment eine Arbeitnehmerüberlassung.

Folgende Eigenschaften sind für ein Secondment zentral:

  • Freiwillig: Das Secondment erfolgt üblicherweise auf Wunsch des Rechtsanwalts. Das Secondment stellt für Anwälte eine hervorragende Möglichkeit dar, die Arbeitsweise und Probleme ihrer Mandanten kennenzulernen. Dazu können Rechtsanwälte das Secondment nutzen, um ihr Netzwerk zu erweitern.
  • An Mandanten: Das Secondment wird üblicherweise in der Rechtsabteilung eines Mandanten der Kanzlei absolviert. Entsprechend arbeiten Rechtsanwälte im Rahmen des Secondments wie normale Angestellte in der Rechtsabteilung.  
  • Zeitlich begrenzt: Ein Secondment ist üblicherweise 3 bis 6 Monate lang und somit zeitlich begrenzt. Manchmal werden Secondments auch dazu eingesetzt, einen plötzlichen hohen Arbeitsbedarf in einer Rechtsabteilung auszugleichen. In solchen Fällen dauert das Secondment dann häufig so lange, wie das Projekt (z.B. eine Übernahme) dauert.  

Teilweise wird die Arbeitnehmerüberlassung etwas kritisch betrachtet, wichtig ist es allerdings zu bedenken, dass ein Secondment in einer Großkanzlei ein Zeichen von Vertrauen der Kanzlei darstellt. Entsprechend ist es ein sehr positives Zeichen, wenn eine Kanzlei einem Rechtsanwalt ein Secondment vorschlägt. Die „verliehenen“ Rechtsanwälte treten als Repräsentant der Kanzlei direkt beim Mandanten auf. Entsprechend vertraut die Kanzlei darauf, dass man dieser Verantwortung gerecht wird.

Wie hoch ist das Gehalt während des Secondments?

Während des Secondments bekommt der Anwalt weiterhin das Gehalt von der Kanzlei ausbezahlt. Durch das Secondment wird die Höhe des Gehaltes nicht beeinflusst, das Gehalt bleibt somit während des Secondments gleich hoch. Allerdings sollte man bedenken, dass Secondments häufig im Ausland stattfinden. In solchen Fällen stellen sich häufig Fragen der Doppelbesteuerung. Diese können sehr anspruchsvoll sein, deshalb unterstützen jedenfalls Großkanzleien die Anwälte in solchen Fällen, damit für den Anwalt keine Mehrkosten entstehen.  

Zusätzlich zu dem Gehalt werden üblicherweise auch die Kosten für den Flug, die Unterkunft im Ausland und die zusätzlichen Lebenshaltungskosten übernommen. Entsprechend stellt ein Secondment für einen Anwalt keine finanzielle Mehrbelastung dar. Stattdessen profitieren die Anwälte davon, dass in Rechtsabteilungen die Arbeitszeiten häufig deutlich entspannter sind, sodass man im Rahmen des Secondments deutlich weniger arbeiten muss.

Wer kann ein Secondment machen?

  • Anwälte: Üblich sind Secondments bei Rechtsanwälten in Großkanzleien mit zwei bis drei Jahren Berufserfahrung. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um starre Regeln. Vielmehr ist es auch möglich, das Secondment früher oder auch später in der Karriere zu absolvieren. Auch in kleineren Kanzleien ist es möglich, ein Secondment zu machen, allerdings ist dies deutlich seltener der Fall.
  • Referendare: Dazu wird es immer beliebter, dass auch Referendare ein „Secondment“ machen. Damit gemeint ist der Fall, dass ein Referendar die Anwaltsstation in einer Kanzlei verbringt, bei der der Referendar später auch anfangen möchte zu arbeiten. In der Wahlstation vermittelt dann die Kanzlei einen sehr beliebten Stationsgeber, z.B. eine Investment Bank oder einen Private Equity Fonds. Also einen Stationsgeber der einem nur über Kontakte offensteht.

Wo kann man ein Secondement machen?

Es gibt keine Einschränkung bezüglich der Ausgestaltung eines Secondments. Aufgrund der hohen Kosten für die Kanzlei (Gehalt weiterhin bezahlen, Kostenübernahme usw.) sollte das Secondment einen inhaltlichen Mehrwert bieten. Entsprechend findet das Secondment üblicherweise bei einem Mandanten der Kanzlei statt, damit der Rechtsanwalt eine Bindung zu dem Mandanten aufbauen kann. Dazu sollte inhaltlich jedenfalls teilweise in dem Gebiet gearbeitet werden, in dem der Rechtsanwalt auch vorher arbeitet. Wer etwa in einer Großkanzlei im Tax-Team arbeitet, wird das Secondment eher im Steuerteam des Unternehmens verbringen als im Arbeitsrechtsteam.

Beispiele:

  • Steuerrecht: Anwälte im Steuerrecht gehen für ihre Secondments üblicherweise in die Steuerabteilung eines Unternehmens. Entsprechend finden Secondments üblicherweise in großen Unternehmen (z.B. DAX-Konzerne) statt, die über eine große Steuerabteilung verfügen.
  • Corporate: Im Corporate ist die Ausgestaltung des Secondments deutlich diverser. Während es ebenfalls möglich ist, in die Rechtsabteilung eines Konzerns zu gehen, besteht auch die Möglichkeit, zu einem Private Equity Fonds, in eine Investment Bank oder in eine normale Bank zu gehen. Besonders beliebt sind Secondments in Investment Banken und Private Equity Fonds aufgrund des sehr großen Renommees.

Vorteile eines Secondments

Die Vorbereitung und auch die Umsetzung eines Secondments sind sehr zeitaufwändig. Diesem Aufwand stehen allerdings eine ganze Reihe an Vorteilen gegenüber, weshalb sich ein Secondment trotzdem lohnt:

  • Mandantenbeziehung: Für Beförderungen ist es sehr wichtig, eigenes Geschäft zu haben bzw. entwickeln zu können. Dafür ist es hilfreich, über ein gutes Netzwerk zu verfügen. Ein Secondment gibt Associates die Möglichkeit, über einen längeren Zeitraum eine enge Bindung zu einem Mandanten aufzubauen.
  • Exitoption: Nicht nur sind die Kontakte, die man im Rahmen eines Secondments aufbaut, für eine Beförderung hilfreich, sondern auch für einen etwaigen Exit. Im Rahmen eines Secondments lernt man die Arbeit einer Rechtsabteilung kennen und hat dadurch auch die Möglichkeit, sich genauer anzuschauen, ob man sich langfristig die Arbeit in einer Rechtsabteilung vorstellen kann.
  • Branchen- / Mandantenbedürfnisse: Auch stärkt ein Secondment die Arbeit als Rechtsanwalt, da man die „andere Seite“ kennenlernt und erfährt, welche Herausforderungen und Bedürfnisse auf Seiten der Mandanten bestehen.
  • Auslandserfahrung: Darüber hinaus ist es teilweise möglich, für ein Secondment ins Ausland zu gehen, sodass man im Rahmen eines Secondments eine neue Rechtsordnung und Kultur kennenlernen kann.

Was ist ein Office Secondment?

Bei einem Office Secondment arbeitet man nicht bei einem Mandanten, sondern in einem ausländischen Büro der Kanzlei oder bei einer Partnerkanzlei im Ausland. Entsprechend lernt man im Rahmen eines Office Secondments auch nur ein anderes Büro der Kanzlei kennen. Je nach Länge des Secondments ist es bei Office Secondments üblich, dass man weiterhin für sein Team am „Ursprungsstandort“ arbeitet. Entsprechend ändert sich an der inhaltlichen Arbeit im Rahmen eines Office Secondments nichts. Der einzige Unterschied besteht darin, dass man von einem anderen Ort aus arbeitet. Entsprechend dauern Office Secondments häufig auch nur wenige Wochen und nicht mehrere Monate.

Der Vorteil von Office Secondments besteht darin, dass die Möglichkeit besteht, andere Rechtsanwälte und insbesondere auch Partner persönlich kennenzulernen. Dies kann für die weitere Karriere, insb. für Beförderungen sehr hilfreich sein.

Häufig gestellte Fragen

Wie hoch ist das Gehalt während eines Secondments?
Während des Secondments erhält der Referendar weiterhin sein normales Kanzleigehalt. Somit wirkt sich das Secondment - wenn überhaupt - auf die Höhe des Bonus aus.
Wie funktioniert ein Secondment?
Ein Secondment stellt eine Form der Arbeitnehmerüberlassung dar. Juristisch verleiht also die Kanzlei den Rechtsanwalt an das Unternehmen. Dafür schließen die Kanzlei und das Unternehmen einen Vertrag, in dem die Details der Überlassung geklärt werden, beispielsweise auch,
Was ist ein Secondee?
Unter einem Secondee versteht man einen Arbeitnehmer, der von seinem Arbeitgeber an ein anderes Unternehmen verliehen wurde und für das Unternehmen arbeitet, an das er verliehen wurde.
Wie lange dauert ein Secondment?
Üblicherweise dauert ein Secondment zwischen 3 bis 6 Monaten.
Was ist der Unterschied zwischen einem Secondment und einer Abordnung?
Es gibt keinen Unterschied zwischen einem Secondment und einer Abordnung, es handelt sich bei dem Begriff Secondment lediglich um das englische Wort für Abordnung.