Jura-Referendariat
Zivilstation Berlin

Jura-Referendariat in Berlin: Die Zivilstation

Profilbild JurInsight Team
JurInsight Team
Aktualisiert am 
28.10.2024
4
 Min. Lesedauer

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Zivilstation beginnt mit einem anspruchsvollen Einführungslehrgang, der viele Referendare zu Beginn überfordert, aber dafür ein gutes Fundament für die praktische Arbeit legt.
  • Referendare können zwar die Zuteilung zu den Gerichten nicht beeinflussen, dafür wird allerdings bei der Zuteilung auf den Wohnort geachtet, damit die Fahrtwege zu Gericht kurz sind.
  • Referendare sollten die Zivilstation nutzen, um die weiteren Stationen zu planen, da die beliebten Stationen in Berlin ihre Plätze schon weit im Voraus vergeben.

Dauer und Inhalt des Einführungslehrgangs

Zu Beginn der Zivilstation findet ein vierwöchiger Einführungslehrgang statt, bei dem Anwesenheitspflicht herrscht. Dieser wird von Richtern gehalten. Inhaltlich wird in dem recht umfangreichen Einführungslehrgang kompakt das Zivilprozessrecht behandelt. Schwerpunkte liegen dabei zum einen auf der Behandlung des Urteilsstils und auf den verschiedenen Prozessarten. Der Kurs ist recht umfangreich, sodass es üblich ist, dass Referendare zu Beginn des Einführungslehrgangs etwas überfordert sind. Bestandteil des Einführungslehrgangs sind auch praktische Übungen, so schreiben Referendare etwa ihren ersten Tatbestand im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft. Insgesamt hat der Einführungslehrgang allerdings den Ruf, eine gute Vorbereitung für die praktische Arbeit in der Zivilstation zu sein.

Die zeitliche Ausgestaltung des Einführungslehrgangs schwankt. Teilweise findet der Lehrgang vier- bis fünfmal in der Woche vormittags statt, manchmal findet der Lehrgang allerdings auch nur zweimal in der Woche statt, dafür dann aber den ganzen Tag.

Arbeitsgemeinschaft während der Station

Nach vier Wochen beginnt im Berliner Referendariat die praktische Ausbildung. Parallel zur praktischen Ausbildung findet die Arbeitsgemeinschaft einmal wöchentlich für einen halben Tag statt. Dabei wird die Gruppe aus dem Einführungslehrgang aufgeteilt, sodass es zwei Arbeitsgemeinschaften gibt. Dabei erfolgt die Aufteilung durch das Gericht, die Referendare nicht beeinflussen können.

Die Arbeitsgemeinschaft in der Zivilstation hat einen sehr guten Ruf und stellt somit einen guten Einstieg in die Materie dar. In der Arbeitsgemeinschaft werden insbesondere viele „Minifälle“ besprochen, sodass der Stoff sehr praktisch vermittelt wird. Schade ist es allerdings, dass die zur Verfügung gestellten Materialien recht dünn sind, es werden also keine umfangreichen Skripte usw. zur Verfügung gestellt.

Im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft werden auch drei Klausuren unter Klausurbedingungen geschrieben. Auch wenn es sich bei den Klausuren um alte Examensklausuren handelt, sollte berücksichtigt werden, dass die Korrektur recht wohlwollend ist, sodass die Noten deutlich besser ausfallen als im Examen.

Lernen neben der Station

Da es sich bei der Arbeitsgemeinschaft nur um einen Einstieg in die Materie handelt, ist es empfehlenswert, bereits während der Zivilstation anzufangen, eigenständig zu lernen. Wobei dies auch nicht zwingend ist. Je später man allerdings anfängt zu lernen, desto stressiger wird die Tauchphase. Grundsätzlich sind die Kaiserskripte zum Zivilprozessrecht sehr empfehlenswert, da die Skripte den zu lernenden Stoff gut erfassen und recht kompakt sind. Alternativ oder ergänzend ist auch das Lehrbuch „Die ZPO in Fällen“ von Elzner für Referendare empfehlenswert, insbesondere wenn man gerne fallbezogen lernt.

Praktische Ausbildung

Die praktische Ausbildung erfolgt in Berlin – wie überall – bei Zivilrichtern der Amts- oder Landgerichte. Es ist nicht möglich, die Zuteilung zu beeinflussen, allerdings wird bei der Verteilung der Referendare auf den Wohnort geachtet, sodass man üblicherweise einem Gericht zugeteilt wird, in dessen Nähe man wohnt. Die Ausbildung bei den Gerichten weist keine Besonderheiten auf und ist natürlich von Richter zu Richter unterschiedlich. Grundsätzlich sind die Ausbildungsrichter dazu angehalten, dass Referendare mindestens eine Gerichtssitzung leiten, wobei dies auch uneinheitlich gehandhabt wird.  

Arbeitsbelastung während der Zivilstation

Für die praktische Arbeit fallen üblicherweise 3 Tage Arbeit in der Woche an. Für die Arbeitsgemeinschaft und das eigenständige Lernen ca. 2 Tage in der Woche, sodass die Arbeitsbelastung, sofern man von Anfang an eigenständig lernt, bei 5 Tagen in der Woche liegt.

Planung der weiteren Stationen

Berlin ist als Stadt für Referendare sehr beliebt. Insbesondere für die Verwaltungsstation kommen viele Referendare aus anderen Bundesländern nach Berlin. Deswegen ist es sinnvoll und wichtig, sich so früh wie möglich um die Planung der weiteren Stationen zu kümmern, insbesondere wenn man die Verwaltungsstation bei einem Ministerium verbringen möchte. Dazu sollte man wissen, dass Referendare in Berlin bezüglich der Zuteilung für die Strafstation Wünsche äußern können. Wenn man also in ein bestimmtes Dezernat möchte oder über einen Ausbilder Gutes gehört hat, kann man sich bei zuständigen Person melden. Den entsprechenden Namen findet man auf der Website zum Referendariat.

Häufig gestellte Fragen