Jura-Referendariat in Bayern: Die Verwaltungsstation

Dauer und Inhalt des Einführungslehrgangs

Auch zu Beginn der Ausbildung bei der öffentlichen Verwaltung steht ein Einführungslehrgang an, der einen Überblick über typische Tätigkeitsbereiche der öffentlichen Verwaltung sowie über den Verwaltungsrechtsschutz vermitteln soll. Dieser wird von einem neuen nebenamtlichen AG-Leiter gehalten.  

Häufigkeit und Inhalt der Arbeitsgemeinschaft

Die AG 2 Verwaltung findet während der Ausbildung bei der öffentlichen Verwaltung und den ersten drei Monaten der Anwaltsstation (9. bis 15. Ausbildungsmonat) statt.  Zusätzlich findet bis zur Mitte der Verwaltungsstation zusätzlich die AG 1 Justiz, welche die Inhalte der Zivil- und Anwaltsstation behandelt, statt. Ab Beginn der Anwaltsstation findet die AG 2 parallel zur AG 3A, Anwalt-Justiz Vertiefung, statt. Um eine praxisorientierte Ausbildung zu gewährleisten, werden das allgemeine Verwaltungsrecht und das Verwaltungsprozessrecht möglichst im Zusammenhang mit Rechtsgebieten des besonderen Verwaltungsrechts (z. B. Bau- oder Kommunalrecht) behandelt.  

Werden im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Klausuren geschrieben?

Auch in der AG 2 Verwaltung gibt es verpflichtende Klausuren, die man als Referendar schreiben muss und die als Bewertungsgrundlage für das Stationszeugnis dienen.

Wie hoch ist die Qualität der Arbeitsgemeinschaft?

Die AG 2 ist auf einem sehr hohen Niveau und es werden viele der relevanten Teilrechtsgebiete behandelt. Es besteht allerdings aufgrund des enormen Stoffumfangs keine Möglichkeit, materielle Lücken aus dem Ersten Examen während der AG zu schließen.

Warum findet während der Verwaltungsstation ein Lehrgang zum Steuerrecht statt?

Da in Bayern bestimmte Bereiche des Einkommensteuerrechts und der Abgabenordnung zum Pflichtstoff gehören und eine der Klausuren stets das Steuerrecht zum Gegenstand hat, findet während der AG 2 Verwaltung ein zweiwöchiger Blocklehrgang "Steuerrecht" statt. Der Lehrgang vermittelt das erforderliche Grundwissen im Steuerrecht. Die Klausur im Steuerrecht ist oft gefürchtet; aufgrund des überschaubaren Prüfungsstoffs ist es bei guter Vorbereitung aber möglich, sehr gute Ergebnisse zu erzielen, sodass die Klausur recht dankbar ist.

Wie hoch ist die Arbeitsbelastung während der Verwaltungsstation?

Aufgrund der umfangreichen theoretischen Ausbildung in den Arbeitsgemeinschaften und der Arbeitsbelastung durch die praktische Ausbildung ist es oft schwierig, noch viel Zeit fürs Lernen neben der Station zu finden. Insofern wird man sich in der Regel auf die Vor- und Nachbereitung der Arbeitsgemeinschaft beschränken müssen.

Praktische Ausbildung

Im Gegensatz zur praktischen Ausbildung in anderen Bundesländern wird man in Bayern in der Verwaltungsstation einer Ausbildungsstelle zugeordnet. Zwar kann man auf Grundlage einer Liste Präferenzen angeben, zu welcher Ausbildungsstelle man zugeteilt werden möchte, allerdings besteht keine Garantie dafür, dass man dieser auch zugeteilt wird. Dieses Verfahren wird allerdings nicht einheitlich in Bayern angewendet. Es gibt auch Gerichte, z. B. das OLG Nürnberg, bei dem sich Referendare selbstständig eine Station suchen müssen.

Der Ablauf der Verwaltungsstation variiert von Stationsgeber zu Stationsgeber erheblich: Einige Referendare müssen (außer an AG-Tagen) täglich 8 Stunden vor Ort sein, während viele nur einmal pro Woche vorbeikommen müssen, um eine Akte abzuholen und diese in der nächsten Woche wieder abzugeben.  

Häufig besteht auch die Möglichkeit, die Station teilweise bei einem Verwaltungsgericht zu verbringen. Dies bietet sich insbesondere an, wenn man die Arbeit eines Verwaltungsgerichts kennenlernen möchte. Dazu ist die Zeit dort üblicherweise sehr entspannt, insbesondere, wenn man schon zu Beginn mitteilt, dass man perspektivisch nicht als Verwaltungsrichter arbeiten möchte.

• Erfahrungsbericht Verwaltungsgericht Regensburg