Referendariat in der Bundesliga
Das Wichtigste in Kürze:
- Viele Fußballvereine der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga bieten Plätze für Referendare in der Rechtsabteilung an.
- Referendare können sowohl in der Anwalts- als auch in der Wahlstation zu einem Bundesligaverein gehen.
- Die Rechtsabteilungen von Bundesligavereinen sind recht klein, sodass Referendare sehr eigenverantwortlich arbeiten.
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Aufgaben der Rechtsabteilung eines Bundesligavereins
Bei professionellen Fußballvereinen handelt es sich um große Wirtschaftsunternehmen. Entsprechend verfügen fast alle Vereine der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga über eine Rechtsabteilung. Die Aufgabe einer solchen Rechtsabteilung besteht darin, alle rechtlichen Fragestellungen zu beantworten und bei speziellen Fragen externe Anwaltskanzleien zu beauftragen.
Wenn etwa ein neuer Spieler verpflichtet wird, muss ein Arbeitsvertrag mit dem Fußballspieler abgeschlossen werden, unter Umständen muss mit dem bisherigen Verein ein „Kaufvertrag“ über den Spieler abgeschlossen werden. Zusätzlich muss der Spieler registriert werden, sodass Kenntnisse im Sport- und Verbandsrecht benötigt werden. Darüber hinaus kann es passieren, dass die Ablösesumme für den Spieler mit einem Darlehen finanziert wird, sodass auch Kreditverträge abgeschlossen werden. Bei all diesen Verträgen ist die Expertise der Rechtsabteilung erforderlich. Neben den öffentlichkeitswirksamen Spielertransfers gibt es noch einige weitere Rechtsbereiche, die für Fußball-Bundesligisten besonders relevant sind:
- Allgemeines Zivilrecht: Auch Bundesligavereine schließen klassische Arbeits-, Dienst- und Mietverträge. Aber auch die Aktualisierung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen für die Ticketverkäufe usw. gehört zu den klassischen Aufgaben der Rechtsabteilung.
- Vereins-, Verbands- & Gesellschaftsrecht: Nahezu alle Bundesligavereine haben ihre Profisportabteilung in ein separates Unternehmen ausgegliedert. Üblich sind hier die AG, GmbH und die GmbH & Co. KGaA, aber auch bei einem e.V. stellen sich einige gesellschaftsrechtliche Fragen, so müssen etwa Hauptversammlungen bzw. Gesellschafterversammlungen vorbereitet werden, Eintragungen im Handelsregister vorgenommen werden usw.
- Urheber-, Medien- und Markenrecht: Neben den Einnahmen durch die Fernsehübertragung stellt das Sponsoring die zweitgrößte Finanzierungsquelle von Fußballvereinen in der Bundesliga dar. Allerdings stellen Fußballvereine weder Trikots noch Adventskalender oder Mützen selbst her. Stattdessen wird in der Regel ein Lizenzvertrag geschlossen. Aufgrund der hohen Bedeutung des Sponsorings und der großen Anzahl an Verträgen, müssen diese Verträge nicht nur abgeschlossen, sondern auch fortlaufend verwaltet werden.
- Europarecht
- IT-Recht / Datenschutzrecht: Alle Bundesligavereine betreiben auf Ihrer Website einen Onlineshop, entsprechend benötigt die Rechtsabteilung Expertise im Datenschutz- und IT-Recht.
Arbeitsalltag als Referendar
Selbst bei großen Vereinen wie dem FC Bayern München arbeitet nur eine Handvoll Volljuristen. Entsprechend ist die Arbeit in den Rechtsabteilungen sehr generalistisch. Dies schlägt sich auch auf die Arbeit der Referendare nieder. Referendare arbeiten üblicherweise als vollwertiges Mitglied in der Rechtsabteilung mit. Entsprechend bearbeiten Referendare alle aufkommenden Rechtsfragen, sodass die Aufgaben sehr divers sind. So kann es passieren, dass eine Referendarin an einem Tag mit der Sportabteilung eine Stellungnahme zu der Sanktion gegen einen Spieler aufgrund einer Individualstrafe (insb. bei roten Karten) verfasst. Am nächsten Tag bekommt die Referendarin dann die Aufgabe, eine Passage in den allgemeinen Geschäftsbedingungen zu überarbeiten.
Folgende Eigenschaften sind für die Tätigkeit in der Rechtsabteilung eines Fußballvereins erforderlich:
- Hohe Eigenverantwortung: Aufgrund der geringen Größe der Rechtsabteilungen arbeiten Referendare sehr eigenverantwortlich. Natürlich ist es möglich, sich bei Fragen an die Kollegen zu wenden. Grundsätzlich wird von Referendaren allerdings erwartet, Probleme eigenständig zu lösen. Auch nehmen Referendare manchmal an Besprechungen als einziger Vertreter der Rechtsabteilung teil. In einer solchen Situation müssen Referendare in der Lage sein, ist eigenständiges Arbeiten unerlässlich.
- Abwechslungsreich: Aufgrund der geringen Größe und der vielen Rechtsbereiche ist die Arbeit in der Rechtsabteilung eines Fußball-Bundesligisten sehr abwechslungsreich.
- Spannende Einblicke: Die Rechtsabteilung arbeitet zum einen eng mit der Geschäftsführung der Fußball-Vereine zusammen. Bei vielen Fußballvereinen arbeiten in der Geschäftsführung Idole des jeweiligen Vereins. Entsprechend kann es passieren, dass Referendare die Möglichkeit bekommen, mit diesen Idolen in Kontakt zu kommen.
- Geringere Arbeitsbelastung als in der Großkanzlei: Referendare arbeiten ca. 8 Stunden am Tag. Entsprechend ist die Arbeitsbelastung geringer als in vielen Großkanzleien.
- Keine Vergütung: Während es in Kanzleien und bei großen Unternehmen üblich ist, Referendaren eine Vergütung zu zahlen, zahlen Fußball-Bundesligisten Referendaren in der Regel keine Vergütung.
Ein weiterer Vorteil der Arbeit bei einem Fußball-Bundesligisten besteht darin, dass viele Vereine es ihren Angestellten entweder ermöglichen, vergünstigte Tickets zu erwerben oder die Spiele sogar kostenlos zu sehen.
Anwalts- & Wahlstation
In der Rechtsabteilung von Fußball-Bundesligisten absolvieren Referendare üblicherweise die Wahlstation. Grundsätzlich besteht in allen Bundesländern die Möglichkeit, die Anwaltsstation teilweise in der Rechtsabteilung eines Unternehmens zu verbringen. Allerdings spricht vieles dafür, die Wahlstation bei einem Fußball-Bundesligaverein zu verbringen.
- Übliche Stationslänge: Viele Vereine bieten lediglich drei- bis viermonatige Stationen an.
- (Zu) wenig Lernzeit: Außerdem ist die Arbeitsbelastung recht hoch, sodass Referendare es kaum schaffen werden, neben der Station zu lernen.
- Keine Tauchgelegenheit: Fußball-Bundesligisten bieten üblicherweise keine Tauchzeit an, sodass Referendaren neben der Station nur wenig Zeit zum Lernen bleibt.
- Spiele anschauen: Ein großer Vorteil der Station bei einem Fußball-Bundesligisten besteht darin, die Fußballspiele des Vereins live im Station verfolgen zu können. Wenn man allerdings kurz vorm Examen steht, dann wird man für einen wöchentlichen Stadionbesuch kaum Zeit haben.
Insgesamt würden wir Euch deshalb empfehlen, die Wahlstation für eine Station bei einem Fußball-Bundesligisten zu nutzen.
Vorlaufzeit
Fußball-Bundesligisten sind sehr beliebte Stationsgeber. Entsprechend ist es erforderlich, sich mindestens ein Jahr vor dem Beginn der Station zu bewerben. Allerdings kann es auch dann passieren, dass die Plätze bereits belegt sind. Deshalb würden wir Euch raten, dass Ihr Euch so früh wie möglich (unter Umständen bereits vor dem Beginn des Referendariats), um die Station kümmert.
Vereine, die Referendare annehmen
Die folgenden Vereine bieten Plätze für Referendare an:
- Bayern München
- RB Leipzig
- Bayer 04 Leverkusen
- VfL Wolfsburg (Erfahrungsbericht)
- 1. FSV Mainz 05
- FC Köln
- Werder Bremen
- VfL Bochum
- VfB Stuttgart
- Schalke 04
- Hertha BSC
- HSV (Erfahrungsbericht)
- Fortuna Düsseldorf
- DFL (Erfahrungsbericht)
Hinweis: Diese Aufzählung bedeutet nicht, dass es bei den anderen Vereinen nicht möglich ist, eine Station zu absolvieren. Wir haben lediglich keine Stellenangebote, Referendare o.ä. gefunden, die dort eine Station absolviert haben, und kennen auch niemanden aus unserem Umfeld, der dort eine Station verbracht hat.
Bewerbung
Bei Vereinen, die keine Stellenangebote im Internet veröffentlichen, ist es empfehlenswert, die Bewerbung direkt an den Leiter der Rechtsabteilung zu senden. Wenn Ihr den Namen nicht im Internet findet, ist es empfehlenswert, in der Personalabteilung anzurufen.
Aufgrund der hohen Beliebtheit der Station ist es auch üblich, dass die Bewerbung ein Motivationsschreiben enthält. Hierbei ist es wichtig, dass Ihr auf den spezifischen Verein und Euer Interesse an der Arbeitsweise (s.o.) und dem Produkt, also Fußball, darlegt.